Was füttere ich meiner Katze, um einer Niereninsuffizienz vorzubeugen?
Katzen sind wahre Meister im Verbergen von Problemen. Doch gerade ihre Nieren sind oft still gefährdet. Wusstest du, dass unsere Samtpfoten als ursprüngliche Wüstenbewohner ihren Flüssigkeitsbedarf fast ausschließlich über die Nahrung decken? Erfahre hier warum das so ist und warum du gerade durch die richtige Fütterung die Nieren deines Lieblings optimal schützen kannst!
Tierisch gut informiert
Die gute Nachricht ist: Du kannst über die Fütterung eine ganze Menge tun, um dem entgegenzuwirken und die Nieren deines Lieblings so gut es geht zu schützen. Es geht darum, zu verstehen, was dein Vierbeiner wirklich braucht, um lange fit und gesund zu bleiben.

Iris Gunzenhauser
Ernährungsberaterin für Hunde und Katzen
Inhaltsverzeichnis
- Katzen: Meister der Tarnung – auch bei Problemen
- Die Katze: Ein Jäger aus der Wüste
- Trockenfutter: Praktisch für uns, problematisch für die Katze!
- Der stille Feind: Chronische Niereninsuffizienz (CNI)
- Symptome: Oft erst spät sichtbar – die Gefahr der schleichenden Krankheit
- Der Zusammenhang: Trockenfutter und Nierenprobleme
- Mein Tipp: So trinkt deine Katze mehr Wasser
- Das kannst du für die Nierengesundheit deiner Katze tun
- Fütterung bei Niereninsuffizienz, das Wichtigste!
- Ein Plädoyer für artgerechte Fütterung
Katzen: Meister der Tarnung – auch bei Problemen
Katzen sind faszinierende Geschöpfe, die uns mit ihrer Anmut und ihrem unabhängigen Charakter verzaubern. Doch genau diese Unabhängigkeit und ihre evolutionäre Veranlagung, Schwäche zu verbergen, machen sie zu wahren Meistern der Tarnung. In der Wildnis zeigt eine kranke oder schwache Katze schnell, dass sie leichte Beute ist. Dieses tief verwurzelte Instinktverhalten ist bei unseren Hauskatzen geblieben.
Das bedeutet: Wenn deine Samtpfote anfängt, Symptome zu zeigen, ist die zugrunde liegende Krankheit oft schon weit fortgeschritten. Gerade bei chronischen Leiden wie Nierenproblemen können sich die Anzeichen über lange Zeiträume nur sehr subtil äußern. Wir sehen oft erst die Spitze des Eisbergs. Es ist also unglaublich wichtig, dass du als aufmerksamer Katzenhalter lernst, auch die kleinsten Veränderungen im Verhalten oder der Routine deines Lieblings wahrzunehmen. Denn je früher wir handeln, desto besser sind die Chancen, deinem Vierbeiner ein langes, gesundes und glückliches Leben zu ermöglichen.
Die Katze: Ein Jäger aus der Wüste
Um zu verstehen, warum die Nieren deiner Katze so besonders sind, müssen wir einen kleinen Ausflug in ihre Geschichte machen. Unsere geliebten Stubentiger stammen von der Afrikanischen Falbkatze ab – einem echten Wüstentier!
Das hat massive Auswirkungen auf ihre Physiologie und vor allem auf ihren Wasserhaushalt. In der Wüste ist Trinkwasser Mangelware. Also haben sich Katzen im Laufe der Evolution perfekt darauf eingestellt, ihren Flüssigkeitsbedarf fast ausschließlich über ihre Beute zu decken. Eine Maus besteht zum Beispiel zu rund 80% aus Wasser. Die Katze muss also kaum zusätzlich trinken, um hydriert zu bleiben. Ihr Körper ist ein Meister darin, Wasser zu sparen und den Urin stark zu konzentrieren, um das Letzte aus jeder Flüssigkeitsquelle herauszuholen.
Dieser geniale Trick aus der Natur bedeutet aber auch:
Der Durstreflex ist bei Katzen nur schwach ausgeprägt. Sie sind einfach keine „Vieltrinker“ am Wassernapf. Selbst wenn eine Schale voll frischem Wasser bereitsteht, werden die meisten Katzen nicht genug davon aufnehmen, um ein Defizit auszugleichen, das durch eine nicht-beutetierähnliche Ernährung entsteht. Und genau hier beginnt das Problem, wenn wir unseren Katzen Trockenfutter anbieten, das nur einen winzigen Bruchteil des natürlichen Feuchtigkeitsgehalts einer Maus hat.
Trockenfutter: Praktisch für uns, problematisch für die Katze!

Für uns Menschen ist Trockenfutter ungemein praktisch: Es ist leicht zu lagern, einfach zu portionieren und bleibt lange frisch. Viele Katzen lieben es auch, weil es knackt und oft intensiv riecht. Doch was für uns ein Segen ist, kann für den kleinen Wüstenjäger auf Dauer zu einer echten Belastung werden.
Was steckt drin? (Fokus auf Feuchtigkeitsgehalt)
Schauen wir uns den entscheidenden Unterschied zur natürlichen Beute an: den Feuchtigkeitsgehalt. Eine Maus, die eine Katze in der Natur jagen würde, besteht zu etwa 70-80% aus Wasser. Hochwertiges Nassfutter kommt dem mit rund 60-85% Wasseranteil sehr nahe.
Und Trockenfutter? Hier liegt der Feuchtigkeitsgehalt typischerweise bei nur 5-10%. Das ist ein gewaltiger Unterschied! Diese extrem trockene Konsistenz ist notwendig, damit das Futter lange haltbar ist und nicht schimmelt.
Das Problem dabei ist: Wie wir bereits wissen, ist der Durstreflex deiner Katze nur schwach ausgeprägt. Sie wird das enorme Flüssigkeitsdefizit, das durch die ausschließliche Fütterung von Trockenfutter entsteht, in aller Regel nicht durch zusätzliches Trinken am Wassernapf ausgleichen. Das bedeutet, dass sie über den Tag verteilt chronisch zu wenig Flüssigkeit aufnimmt. Und genau hier beginnt der Stress für ihre Nieren – Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr.
Der stille Feind: Chronische Niereninsuffizienz (CNI)
Die Niere ist ein echtes Wunderwerk der Natur. Sie ist die Kläranlage des Körpers, filtert ständig Stoffwechselabfälle und Giftstoffe aus dem Blut, reguliert den Wasser- und Elektrolythaushalt, den Blutdruck und ist sogar an der Bildung von roten Blutkörperchen beteiligt. Ein echtes Multitalent, das im Stillen Großes leistet.
Was passiert bei CNI in den Nieren?
Bei einer chronischen Niereninsuffizienz (CNI) gehen die winzigen Filtereinheiten in den Nieren, die sogenannten Nephrone, nach und nach kaputt. Stell dir vor, deine Kläranlage funktioniert nicht mehr vollständig – Abfälle bleiben im System zurück. Da die Nieren eine enorme Reservekapazität haben (oft sind über 70% der Nierenfunktion bereits verloren, bevor erste Anzeichen sichtbar werden), können die verbliebenen, gesunden Nephrone die Arbeit der geschädigten Einheiten lange Zeit kompensieren. Sie arbeiten härter, um das Gleichgewicht aufrechtzuerhalten. Doch dieser Zustand ist ein schleichender Prozess, der sich über Monate oder Jahre hinziehen kann. Irgendwann ist diese Kompensationsfähigkeit erschöpft, die Nieren können ihre Aufgaben nicht mehr ausreichend erfüllen, und giftige Abbauprodukte sammeln sich im Körper an.

Symptome: Oft erst spät sichtbar – die Gefahr der schleichenden Krankheit

Genau hier liegt die große Gefahr der CNI: Weil die Nieren so lange kompensieren können und Katzen Meister im Verbergen von Schwäche sind, treten die typischen Symptome oft erst auf, wenn die Krankheit bereits weit fortgeschritten ist. Das Fatale daran ist, dass dann bereits irreversible Schäden an den Nieren vorliegen.
Symptome eine CNI können sein:
• Vermehrter Durst (Polydipsie) und vermehrtes Wasserlassen (Polyurie), da die Nieren den Urin nicht mehr richtig konzentrieren können
• Appetitlosigkeit oder Mäkeligkeit
• Gewichtsverlust
• Übelkeit oder Erbrechen
• Stumpfes Fell
• Allgemeine Schwäche und Lethargie
Diese Symptome sind oft so unspezifisch, dass sie leicht übersehen oder anderen Alterserscheinungen zugeschrieben werden. Darum ist es so wichtig, die Risikofaktoren zu kennen und bei den kleinsten Veränderungen hellhörig zu werden und frühzeitig den Tierarzt aufzusuchen. Nur so lässt sich die CNI in einem Stadium erkennen, in dem wir noch effektiv eingreifen können.
Der Zusammenhang: Trockenfutter und Nierenprobleme
Der Zusammenhang: Trockenfutter und Nierenprobleme
Jetzt, wo du weißt, wie Katzen von Natur aus mit Wasser umgehen und wie empfindlich ihre Nieren sind, wird der Zusammenhang mit Trockenfutter schnell deutlich. Es ist eigentlich ganz simpel.
Wie chronischer Wassermangel die Nieren belastet
Stell dir vor, du trinkst jeden Tag zu wenig. Irgendwann melden sich deine Organe. Bei Katzen ist das nicht anders, nur dass sie es eben nicht durch Trinken ausgleichen. Wenn deine Katze über Jahre hinweg hauptsächlich Trockenfutter bekommt, führt das zu einem chronischen Flüssigkeitsdefizit. Die Nieren müssen dann permanent auf Hochtouren arbeiten, um den Urin extrem zu konzentrieren und gleichzeitig all die Stoffwechselendprodukte aus dem Körper zu filtern. Dieser ständige Konzentrationsstress und der generelle Wassermangel bedeuten Schwerstarbeit für die feinen Filter in den Nieren. Mit der Zeit kann diese Überlastung dazu führen, dass die Nieren langsam, aber sicher Schaden nehmen und ihre Funktion verlieren. Es ist wie ein Motor, der immer am Limit läuft, ohne ausreichend Kühlung zu bekommen.
Die Rolle von Proteinen und Phosphor
Neben dem Wassermangel spielen auch bestimmte Nährstoffe eine Rolle:
Proteine: Ein hoher Proteingehalt im Futter ist für Katzen als Fleischfresser essenziell. Allerdings fallen beim Proteinabbau auch Abfallprodukte an, die die Nieren ausscheiden müssen. Bei einer bereits vorgeschädigten Niere kann ein übermäßiger Proteingehalt die Niere zusätzlich belasten. Wichtig ist hier nicht die Menge, sondern die Qualität des Proteins. Hochwertiges, gut verdauliches Protein ist weniger belastend.
Phosphor: Phosphor ist ein wichtiger Mineralstoff, aber ein Überschuss kann die Nieren schädigen, insbesondere wenn sie bereits angegriffen sind. Viele Trockenfutter haben einen vergleichsweise hohen Phosphorgehalt, um den Mineralstoffbedarf zu decken. Bei kranken Nieren ist die Fähigkeit, überschüssigen Phosphor auszuscheiden, eingeschränkt, was zu Ablagerungen und weiterer Schädigung führen kann.
Kohlenhydrate: Katzen sind darauf optimiert, ihre Energie aus tierischen Proteinen und Fetten zu ziehen. Ihr Stoffwechsel ist nicht für die Verarbeitung großer Mengen an Kohlenhydraten ausgelegt. Trockenfutter enthält jedoch meistens bis zu 50% (oder mehr) Kohlenhydrate. Auch wenn sie einen gewissen Anteil an Kohlenhydraten verdauen können, sind diese nicht essenziell und ein Überschuss kann langfristig zu gesundheitlichen Problemen führen, insbesondere zu Stoffwechselerkrankungen wie Übergewicht und Diabetes.
Mein Tipp: So trinkt deine Katze mehr Wasser
Das kannst du für die Nierengesundheit deiner Katze tun
Die gute Nachricht ist: Auch wenn Katzen anfällig für Nierenprobleme sind, hast du als Halter/in jede Menge Möglichkeiten, aktiv vorzubeugen und die Nieren deines Lieblings optimal zu unterstützen. Es geht darum, ihre ursprünglichen Bedürfnisse wieder in den Vordergrund zu rücken.
BARF / selber kochen / Nassfutter: Die bessere Wahl für die Nieren
Der wichtigste Schritt für die Nierengesundheit deiner Katze ist die Umstellung auf eine Nassfutter-basierte Ernährung. Warum? Ganz einfach:
- Hoher Feuchtigkeitsgehalt: Nassfutter enthält in der Regel 60-85% Wasser – das kommt dem natürlichen Beutetier viel näher als die 5-10% im Trockenfutter. Deine Katze nimmt so automatisch mehr Flüssigkeit auf, ohne dass sie zusätzlich trinken muss. Das entlastet die Nieren enorm.
- Bessere Verdaulichkeit: Hochwertiges BARF, selbst gekochtes oder Nassfutter ist viel leichter verdaulich und enthält in der Regel weniger belastende Füllstoffe als viele Trockenfutter.
Achte bei der Auswahl des Nassfutters auf eine hohe Qualität, einen hohen Fleischanteil und eine ausgewogene Zusammensetzung.
Möchtest du deine Katze auf BARF oder selbst gekochtes Futter umstellen? Prima, sehr gerne helfe ich dir bei der Erstellung eines individuelle Futterplan für deine Katze 😄
Fütterung bei Niereninsuffizienz, das Wichtigste!
Alle Fütterungsmaßnahmen sollten immer in Abgleich mit den Blutwerten und dem vorhandenen Schweregrad der Symptome erfolgen.
Ein Plädoyer für artgerechte Fütterung
Fazit: Liebe geht durch den Napf – und schützt die Nieren
Du siehst: Die Gesundheit deiner Katze, besonders die ihrer Nieren, liegt maßgeblich in deinen Händen – genauer gesagt, in dem, was du in den Napf füllst. Die Erkenntnis, dass unsere Stubentiger eigentlich kleine Wüstentiere mit speziellen Bedürfnissen sind, verändert den Blick auf ihre Fütterung grundlegend.
Ein Plädoyer für artgerechte Fütterung
Es ist kein Zufall, dass Nierenerkrankungen zu den häufigsten Todesursachen bei Katzen gehören. Sie sind eine direkte Folge einer Ernährung, die oft nicht ihren biologischen Bedürfnissen entspricht. Eine artgerechte Fütterung, reich an Feuchtigkeit und mit hochwertigen Proteinen, ist daher nicht nur eine Option, sondern eine Investition in ein langes und gesundes Katzenleben. Es ist ein Akt der Fürsorge, der weit über die reine Sättigung hinausgeht. Nassfutter, Trinkanreize und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind die Eckpfeiler dieser Fürsorge.
Die Verantwortung als Katzenhalter
Als Katzenhalter trägst du eine besondere Verantwortung. Du entscheidest, was in den Napf kommt, und damit auch, welche Last die Nieren deines Lieblings Tag für Tag stemmen müssen. Es geht nicht darum, perfekt zu sein, sondern darum, sich bewusst zu machen, wie wichtig die richtige Ernährung für die Nierengesundheit ist.
Mit dem Wissen, das du jetzt hast, kannst du informierte Entscheidungen treffen und proaktiv handeln.
Deine Katze mag ein Meister der Tarnung sein, wenn es um ihre Symptome geht. Aber wenn du ihr Herz und ihre Nieren schützt – durch Liebe, Aufmerksamkeit und vor allem die richtige Ernährung – dann schenkst du ihr das größte Geschenk: ein langes, glückliches und vitales Leben an deiner Seite.
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Pet Advice – Ernährungsberatung für Hund & Katze
Iris Gunzenhauser
